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2. bis 4. Oktober 2015

Mit dem Einrad kommt man herum in Deutschland!

Zur diesjährigen Deutschen Freestylemeisterschaft führte uns unser Sportgerät in den Schwarzwald. Gastgeber war der TV von Appenweier, einer Gemeinde im Ortenaukreis, die unweit der französischen Grenze liegt und von wo aus man nur noch ca. 20 Minuten in den Elsass nach Strasbourg braucht. So war auch der vom Caterer angebotene elsässer Flammkuchen das Hauptnahrungsmittel der Einradgemeinde am Wettkampfwochenende. Aber das nur nebenbei. Hauptsächlich sind die Sportler und ihre Betreuer in den Südwesten der Republik aufgebrochen, um in den Wettbewerben der Einzel -, Paar – und Gruppenküren an den Start zu gehen. Und da so ein Wettkampf gern auf ein Wochenende mit Feiertag gelegt wird, hat die Anreise an einem solchen Termin ziemlich sicher Stresspotential. So war es auch heuer.

Nun wirft der Einradsport aber kein Geld ab, sondern schluckt nur welches, weshalb wir „nebenbei“ auch noch ein wenig zur Arbeit gehen müssen, um uns diese Events und das dazugehörige Equipment leisten zu können. Das war der Grund dafür, dass wir am Freitag  erst um 13 Uhr in Gars starten konnten, obwohl noch am Abend die Einzelküren zu fahren waren, bei der Cilli, Annika, Henriette und Verena an den Start gehen wollten. So saß der Zeitdruck immer mit im Auto und wurde spätestens ab der Landesgrenze zu Baden-Württemberg zum nervigen Begleiter. Ab dort reihte sich ein Stau an den anderen, und wir hatten zwischenzeitlich die Einzelkür schon abgeschrieben. Nur eine tollkühne Umfahrung der Blechkolonnen auf serpentinenartigen, engen Straßen quer durch den Hochschwarzwald rettete die Startmöglichkeit. Für die landschaftlich wunderschöne Strecke allerdings hatten die Insassen unseres Kleinbusses kein Auge übrig, denn das klebte an der Uhr und deren erbarmungslos vorrückenden Zeigern.

Gegen 18:45 Uhr erreichten wir die Schwarzwaldhalle in Appenweier. Aber da man dort dem Meisterschafts-Zeitplan eine Stunde hinterher hinkte, konnten wir schnell noch Konstantin vom Bahnhof abholen und blieb Henriette sogar noch die Möglichkeit sich einzufahren. Wir hatten schon befürchtet, dass sie schnell kostümiert und notdürftig geschminkt nur aus dem Auto heraus hüpfen und sofort auf die Wettkampffläche hätte fahren müssen. Doch so begann der erste von drei Wettkampftagen ja beinahe noch “entspannt”.

Henriette fuhr letztlich erst um 20:30 Uhr, dann aber eine gelungene Kür und hauchte mit viel Präsenz ihrem Charlie Chaplin gekonnt Leben ein. Der Lohn war die Titelverteidigung in der Altersklasse U13.

Auch Verena dominierte ihre AK U14 und gewann souverän mit ihrer „Summer of love“ – Kür.

Cilli holte Silber in der AK U11 als kleiner Wassermann, Annika Platz vier in der U12 als das putzige Eichhörnchen aus „Ice Age“.

Fotos © Layla Martin (Freestyleteam Bayern)

Erst kurz nach 23 Uhr erreichten wir unser Hotel in Offenburg, ein altes Haus mit langer Herbergstradition (erste Erwähnung 1376), in dem sich Geschichte und Moderne auf gekonnte Art und Weise begegnen und in dem wir für die Zeit der DM gemeinsam mit Bebsts, Grubers und Kotallas wohnten. (http://www.hotel-sonne-offenburg.de/)

Unser Zimmer war ein liebevoll erhaltener kleiner Saal im Empirestil mit marmornem, großen Bad anbei – einfach elegant.

Ganz stilvoll frühstückten wir auch am nächsten Morgen in einem gemütlichen Speisezimmer, bevor ein sehr langer Tag in der Turnhalle begann.

Als erstes sahen wir dort die Expert-Einzelküren, bevor am frühen Nachmittag dann die Paarkürkonkurrenzen in den Altersklassen begannen. Die meisten Fahrer, die gerade nicht an der Reihe waren, übten und werkelten im abgeteilten, jedoch winzigen Aufwärmbereich der Halle. Unermüdlich bewegten sie ihre Einräder, obwohl die Bedingungen dafür auf diesen wenigen Quadratmetern alles andere als gut waren. In den letzten beiden Jahren hatte der Veranstalter immer eine zweite Halle zum Warmfahren und Trainieren zur Verfügung gestellt. Mit diesen optimalen Voraussetzungen konnte Appenweier nicht aufwarten. Schade, denn die gemeinsamen „Leerlaufzeiten“ werden von den Sportlern genutzt wie Wochenendworkshops und haben oft auch einen ähnlichen Effekt auf den Leistungszuwachs.

Viele kleine Verzögerungen führten im Fortlauf des Tages dazu, dass man auch am Samstag wieder weit ins Hintertreffen geriet mit dem Zeitplan. Deshalb wurde die für 17 Uhr geplante Paarkür von Verena und Henriette erst beinahe zwei Stunden später aufgerufen. Die beiden zündeten ein Feuerwerk an Tricks und verteidigten mit viel Charme ihren Titel zu recht und mit gehörigem Abstand zum zweitplatzierten Paar, obwohl sie, gerade 12 und 13 geworden, schon in der U15 starten mussten.

Schon etwas früher waren Cilli und Annika an der Reihe und holten mit einer sehr gelungenen Paarkür zu „Tom Sawyer und Huckleberry Finn“ die Bronzemedaille in der AK U12.

Fotos u.a. © Belinda Bebst 

Bevor die Sieger dieses Wettkampftages geehrt werden konnten, war es 22:30 Uhr geworden – aber damit noch lange nicht Schluss für die knapp 60 Fahrer der drei bayerischen Freestyleteams! (http://www.freestyleteam-bayern.de/) Für diese stand noch das abschließende Training für die am Sonntag stattfindende Großgruppenkonkurrenz auf dem Plan. Und es war unglaublich, was die Kids zu dieser späten Stunde noch leisteten. Bis kurz vor Mitternacht fuhren sie abwechselnd ihre fünfminütigen Küren, testeten Hallenbelag und Feldgröße und feilten an den Feinheiten.
Trotz dieser vorgerückten Stunde und der noch mal die letzten Kräfte kostenden Übungseinheit erfüllte eine wunderbare Atmosphäre der Gemeinsamkeit dieser drei Teams die Halle. Und es war schön, dem jeweils anderen mal beim „Putzen“ der Kür zuschauen zu können.

Gegen halb eins lagen wir dann endlich in unseren Betten, und Henriette schaffte es man so gerade noch, den zweiten Fuß unter die Decke zu ziehen, bevor sie auf der Stelle einschlief.

Der Sonntag Morgen begann dementsprechend etwas verschlafen, aber auch schon mit prickelnder Vorfreude: Die Großgruppenküren sind einfach das Highlight einer jeden Freestylemeisterschaft, deren Faszination sich kaum jemand entziehen kann. Wenn 20 Fahrer in mühelos erscheinender Leichtigkeit und in eleganter Synchronität Bilder aufs Parkett zeichnen und dabei mit hoher Geschwindigkeit die schwierigsten Tricks fahren – von dieser Performance geht schon ein besonderer Zauber aus, nicht nur für die Zuschauer. Auch die Fahrer lieben diese Stimmung.

Es ist ein ganz besonderer Tag in der Halle mit all den gemeinsamen Vorbereitungen, dem Schminken, der Aufregung.

Als erstes durfte das 20 Fahrer starke Team Junior in der U15 mit den Garsern Cilli, Annika und Celina an den Start gehen und gewann dort mit seiner unglaublich temporeichen „Geisterkür“ haushoch gegen zwei reine Vereinsteams aus Appenweier. Da fehlte es schlicht an adäquater Konkurrenz für die Bayern, z.B. einer ähnlich vereinsübergreifenden Mannschaft, wie es das Team Junior ist.

Etwas mühsamer und letztlich auch spannender war es da schon für Team A und B in der 15+. Dort standen noch zwei Großgruppen vom Landeskader Schleswig Holstein und ein Team aus Harpstedt am Start. Team B (16 Fahrer) mit Anne und Verena holte mit seiner Kür zum Thema „Riverdance“ Platz fünf, Team A (20 Einradler) mit Henriette konnte mit der „Reise in die Zunkunft“ Gold gewinnen.

Insgesamt wurden die Titelkämpfe erheblich von den drei bayerischen Kadern dominiert. Der überwiegende Teil der Siege und Medaillenränge ging an Sportler aus diesen Teams. Teilweise existierten auffallende Leistungsunterschiede zu Fahrern anderer Bundesländer. Da ist die intensive und effektive Schulung durch die Kadertrainingswochenenden und die danach ins Vereinstraining mitgenommene Inspiration unverkennbar. Aber von nix kommt eben nix, und exemplarisch dafür war das disziplinierte “Mitternachtstraining” am Samstag. Keine andere Großgruppe stand zu so später Stunde (eine andere Trainingszeit gab es nicht) noch mal auf der Kürfläche und übte mit leidenschaftlichem Einsatz. Chapeau – liebe Kaderfahrer!!!

Link zum Hotel: http://www.hotel-sonne-offenburg.de/
Link zur Website des Freestyleteam Bayern: http://www.freestyleteam-bayern.de/

 

Fotos u.a. © Belinda Bebst 


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