Am 21. und 22. November fanden in Norderstedt bei Hamburg die Qualifikationswettkämpfe im Bereich Freestyle für die Weltmeisterschaft 2016 statt. Und wenn man im kommenden August in San Sebastian starten möchte, war das am vergangenen Wochenende ein nicht zu vermeidender Ausflug von zwei mal rund 900 Kilometern in den Norden der Republik.

In unserem heimatlichen Umfeld offenbarte sich das Spektrum der Ansichten zu dieser unserer Unternehmung als vielfältig: man bedauerte uns, war erstaunt, ungläubig, wünschte uns natürlich auch Erfolg, und einige hielten uns ganz offensichtlich für nicht ganz bei Trost – in zweieinhalb Tagen mit dem Auto nach Hamburg und retour – diese Verrückten! Aber die Anreise gelang gut, und noch weit vor Mitternacht bogen wir auf den Parkplatz unseres Hotels namens „Wilhelm Busch“. Auf das hatten wir uns gefreut, weil es schon in der Internetpräsenz einen so entzückenden Eindruck machte. Und es enttäuschte in Natura nicht: wir traten ein aus der kalten, nassen Novembernacht und waren hingerissen von so viel heimeligem Charme. Leider blieb nur wenig Zeit, dieses Vergnügen ausgiebig zu genießen.

Dieser Qualifikationswettkampf bot eine komplett neue Palette an Erfahrungen. Bisher war eine derartige Veranstaltung für uns noch nicht vonnöten gewesen. In Montreal 2014 hatte das deutsche Kontingent ausgereicht für die Starter, die sich über den großen Teich nach Kanada wagten. Und in Brixen zwei Jahre zuvor waren Einzelkür und Co noch kein Thema. Allerdings klang es uns noch in den Ohren, wie damals über die 2012er Quali vielstimmig geklagt worden war. Das schürte unsere Neugier, befeuerte aber auch unsere Skepsis.

Nun – im Nachhinein betrachtet – es war tatsächlich ein Wettkampf der speziellen Art mit einer höchst eigentümlichen Spannung in der Halle, aber ganz gewiss auch nicht DAS Drama, welches man nach den Vorberichten hätte befürchten können. Der Ausgang der Wettbewerbe hat natürlich weitreichende Konsequenzen für Trainingsumfang, -moral und -fortschritt der nächsten neun Monate, und dieses Wissen gibt den Auseinandersetzungen ein gutes Maß an Brisanz. Unter diesem Druck ist das Freestyleteam Bayern mit Henriette und Verena wirklich phänomenal gut gefahren und hat den Fight gegen vier andere, nahezu gleichstarke Großgruppen knapp gewonnen. Never ever better!

In der Einzelkür war Henriette gesetzt, so dass sie keine Qualifikation zu bestreiten hatte und die vielen Stunden in der Halle vergnüglich verbringen konnte. Die Moorbekhalle in Norderstedt ist eine Sechsfachhalle ihres Zeichens, eine luxuriöse Sportimmobilie mit viel Platz, um in den Zeiten ohne Wettkampfstress unbekümmert üben zu können, was die Fahrer auch emsig nutzten.

Verena qualifizierte sich sehr erfolgreich in der Einzelkür der U15. Für die Paarkür brauchten die beiden ebenfalls nicht antreten, weil ihnen schon ein Startplatz zugesichert ist.

Zurück nach Gars mussten wir am Sonntag Abend durch dichtes Schneetreiben. Auf der ersten Hälfte von Hamburg bis Halle prasselten die Riesenflocken ununterbrochen auf die Frontscheibe. So ganz heimlich hat da jeder von uns wohl gewünscht, er läge jetzt gemütlich bei geheiztem Ofen auf der Couch und könnte dem Schneespektakel durch eine Fensterscheibe statt durch die Windschutzscheibe des Autos zuschauen. Aber Henriette hatte sich mit einer Teamkollegin im Fond des Autos behaglich eingerichtet, und so gingen die gut acht Stunden Fahrt des Rückwegs doch relativ stressfrei um.

Fotos © Jan Vocke


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